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 Tiere
Inge Offline

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Beiträge: 479

04.10.2007 16:45
Nur für starke Nerven! Antworten

Die Tierquäler – sie sind mitten unter uns



Nachruf auf eine arme kleine Hündin







Sonntag, 02.09.07, frühmorgens. Während die meisten Menschen noch in seligem
Schlummer liegen, ringt eine kleine hellbraune Hündin mit dem Tod.



Dann endlich, um kurz nach 7 Uhr, erreicht uns im Tierheim Kronach ein Anruf der
Polizei. In Gehülz bei Kronach liege ein verwahrloster Hund in einem Garten, der
abgeholt werden müsse. Ich fahre natürlich sofort los.



Alles habe ich erwartet - einen Streuner, vielleicht auf Freiersfüßen nach einer
läufigen Hündin, vielleicht entkräftet oder sogar angefahren – doch auf den
Anblick, der sich mir wenig später bietet, bin ich nicht gefasst. In besagtem
Garten, zu Füßen eines kleinen Abhangs, liegt ein mittelgroßer zotteliger Hund
vor mir. Sein Anblick treibt mir die Tränen in die Augen. Noch nie in meinem
Leben, selbst nach 20 Jahren Tierheim-Erfahrung, habe ich einen derart
ungepflegten und verwahrlosten Hund gesehen. Das bisschen Fell, das noch von dem
ausgemergelten Hundekörper in Büscheln absteht, war wohl mal hellbraun und ist
unglaublich dreckig. Größtenteils jedoch ist der Hund völlig kahl und so übersät
mit Flöhen, dass man sie nicht mehr zählen kann. An einem Bein ist ein großes
Stück nacktes Fleisch zu sehen, vermutlich durch den starken Juckreiz wund
gekratzt. Es ist ein Bild des Elends, wie ich es noch nie gesehen habe und auch
nie mehr sehen möchte!



Das Schlimmste jedoch ist, dass mir sofort klar wird, dass der Hund zu meinen
Füßen im Sterben liegt. Er liegt auf der Seite, ist apathisch und nicht mehr
ansprechbar. Bewegen kann er sich nicht mehr, nur seine Hinterläufe zucken ab
und zu und alle paar Minuten entringt sich ein jämmerliches Japsen seiner Kehle.




Vielleicht ist das armselige Wesen von einem Auto angefahren worden und hat sich
gerade noch in den Garten geschleppt. Äußerlich ist zwar nichts zu erkennen,
aber es könnten ja innere Verletzungen vorhanden sein. Andererseits könnte es
auch möglich sein, dass der Hund, der sich bei näherem Hinsehen als Hündin
entpuppt, am Verhungern ist, dünn und ausgemergelt ist sie jedenfalls.
Vielleicht ist sie ja schon Monate lang auf Wanderschaft, ohne ausreichend
Nahrung und zusätzlich geschwächt durch Krankheit, Erschöpfung und Alter (den
Zähnen nach zu urteilen ist sie mindestens 10 Jahre alt, eher älter).



Mir wird sofort klar, dass hier jede Hilfe zu spät kommt. Auch die beiden
Polizisten vor Ort, die mir helfen, den Hund ins Auto zu tragen, sind
erschüttert. Solch einen Anblick, mitten im zivilisierten Deutschland, haben sie
wohl auch noch nie gesehen.



Ich frage mich immer wieder, wo dieser Hund wohl herkommt. Er kann doch nicht
urplötzlich aufgetaucht sein! Warum hat ihn denn niemand früher gesehen und dem
Tierschutzverein gemeldet? Oder vegetierte er vielleicht jahrelang, ungesehen
von aller Welt, in einer Scheune oder einem Keller und wurde dann schließlich
ausgesetzt, um ihn los zu sein? Kann es denn wirklich wahr sein, dass hier in
Deutschland, mitten unter uns, ein Hund derartig von Krankheit, Hunger und Leid
gezeichnet sein kann, ohne dass jemand den Mund aufmacht? Wer weiß, wie oft die
arme Hündin mit hoffnungsvollen Augen irgendwo um Futter gebettelt hat und nur
mit einem Fußtritt und den Worten „Hau ab, du räudiger Köter“ verscheucht worden
ist? Aber sie konnte doch nichts für ihr Aussehen und hätte unsere Hilfe so
nötig gehabt. Doch nun ist es zu spät, der „Point of no return“ schon
überschritten.



Ich fahre sofort zum Tierarzt, der meine laienhafte Diagnose bestätigt. Das
Letzte, das wir noch wir diese geplagte Hundeseele tun können, ist, ihr weiteres
Leid zu ersparen und sie schnell und schmerzlos einzuschläfern. Selbst, als sie
bereits tot ist, müssen wir sie noch kräftig mit Flohspray einsprühen, weil die
Flöhe in Scharen den toten Wirtskörper verlassen.



Im Tierheim angekommen, sind meine Kolleginnen entsetzt über den Anblick des
verwahrlosten Hundes, der so viel Leid erdulden musste. Sprachlos stehen wir
alle noch einmal um den ausgemergelten Leichnam und es gibt keinen, der keine
Tränen in den Augen hat.



Am nächsten Tag fahre ich den kleinen Körper, verpackt in einen blauen
Plastiksack, nach Neuses zur Tierkörpersammelstelle. Die leichte Last wird auf
einen LKW geworfen und ab geht die Fahrt zur Tierkörperverwertungsanstalt.



Ade, kleine Hündin, mach´s gut! Im Hundehimmel wirst Du es sicher besser haben,
als jemals im Leben zuvor. Und damit Dein Tod nicht ganz umsonst war, werde ich
Deine Geschichte jedem erzählen, in der Hoffnung, die Menschen auf das oftmals
stille und heimliche, aber doch grenzenlose Leid ihrer vierbeinigen Mitgeschöpfe
aufmerksam zu machen und ihnen Mut zu machen, Missstände rechtzeitig
anzuprangern. Denn nur, wenn wir Bescheid wissen, können wir helfen.



Und übrigens: Sollte jemand die Hündin oder gar deren Besitzer erkannt haben,
würden wir uns über eine kurze Nachricht sehr freuen.


Tierheim Kronach





















_________________

"Wenn wir uns wirklich um die Zukunft sorgen, müssen wir aufhören es "den
anderen" zu überlassen,all die Probleme zu lösen. Wir sind es, die die Welt von
morgen retten können:

DU und ICH"



Quelle_:

http://hundkatzemaus.siteboard.de/viewtopic.php?t=608&mforum=hundkatzemaus


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