Als erste deutsche Großstadt hat Dresden seinen gesamten kommunalen Wohnungsbestand von 48.000 Mietobjekten an eine US-Beteiligungsgesellschaft verkauft. Seine Schulden ist Dresden damit los,- seinen kompletten Wohnungsbestand aber auch.
Befürchtete Folgen: Kräftiges Ansteigen der Mieten,denn die Renditeerwartungen ausländischer Investoren liegen generell bei 20 bis 25 Prozent. Auch die ausgehandelte Solzialcharta, nach der Mietern über 60 Jahre und Behinderten ein lebenslanges Wohnrecht garantiert wird, läßt Rückschlüsse auf wenig erfreuliche Entwicklungen zu, denn was haben künftig wohl jene Mieter zu befürchten, die nicht in diese Ausnahmeregelung fallen?
Wien verkauft sein Kanalnetz, Dresden seine Wohnungen. Das sind nur zwei Beispiele von unzähligen Transaktionen dieser Art.
Für mich ist der Ausverkauf der Städte beängstigend.
Zu Ditzis Posting mal eine kleine Erläuterung:
Verkauf: 1,74 Milliarden brutto
- 758 Millionen Schulden d. Woba
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= 982 Millionen Reinerlös für die Stadt
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- 741 Millionen Stadtschulden
- 40 Millionen Vorfälligkeitszinesn
fürvorzeitige Schuldentilgung
- 100 Millionen Notreserver auffüllen
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= 101 Million flüssige Mittel ( Liquidität ) f.Stadt
+ 60 Millionen j ä h r l i c h
Entlastung für Zins und Tilgung Woba
Mieteinnahmen Woba schon verrechnet.
( Woba = Wohnbaugesellschaft )
Die Stadt ist schuldenfrei und hat jährlich 60 Mio. mehr in der Kasse, bei jetzigen Stadteinnahmen gerechnet.
Ein Restbestand von Wohnungen bleibt in Stadthand.
Die verkauften Wohnungen sind vorwiegend aus den Baujahren 1955 -80 . Grösstenteils sozialistische Plattenbauten.
Die Woba ( Wohnbaugesellsch. ) konnte seit der Wende aus Geldmangel viele Wohnungen noch nicht sanieren. Es ist völlig ungewöhnlich, dass eine Stadt derart viele Wohnungen hält, diese Entwicklung ist nur durch die hiesige Nachkriegsgeschichte zu erklären ( Enteignung von Grund und Boden.
Kein Mieter der Privathäuser hat solche Garantien, wie in der Sozialcharta fest geschrieben.
Würden die Häuser nicht verkauft werden, kann man sie in 15 Jahren als baufällig abreissen,denn jetzt sind bereits 20 % Leerstand.
Die Stadt Dresden hat erstmals wieder die Möglichkeit die Investitionsmittel für die Sanierung der Kitas und Schulen aus eigener Kraft zu bewältigen.
Bisher wwurde der Stadthaushalt von der Aufsichtsbehörde wegen Überschuldung noch nicht genehmigt, womit in der Stadt überhaupt nichts mehr lief.
Eumel, wird aber der Schuss nicht nach hinten los gehen?
Der neue Eigentümer wird mit Sicherheit die Mieten erhöhen (wer investiert schon ohne ein lukratives Geschäft zu sehen?) und die Stadt infolgedessen höhere Kosten haben, da die Wohnungen ja sicher überwiegend Sozialwohnungen sind. Somit kommt doch die Stadt für die Mieten auf.
Nein Inge - es sind nur ein Teil davon Sozialwohnungen, die die Stadt aber behält.
Ganz normal gesagt - die Stadt ist pleite! So muss man auch die Sache sehen. Es ist bestimmt kein Tafelsilber, was die Stadt da verscherbelt.
Ein Viertel aller !!!!!! Wohnungen ( inclusive Eigentumswohnungen ) sind in Dresden Sozialwohnungen! Man sollte mir eine Stadt nennen, in der so hoher Sozialbedarf besteht. Selbst das Wohngeld geht immer nach Qu - m - sätzen und ein Restbestand der Sozialwohnungen sind ja erhalten worden.
So weit ich gelesen habe... sind es zum größten Teil sanierungsbedürftige Plattenbauten. Mieter über 60zig und Behinderte dürfen bei dem gemachten Vertrag nicht "saniert" - sprich - rausgeschmissen werden.
Auf der anderen Seite denke ich mir jedoch auch.... wenn die Käufer die Mieten erhöhen - und die Mieter müssen dann Wohngeld beantragen... zahlt ja dann die Stadt Dresden... oder sehe ich das falsch...???
Kerstin schrieb am 12.03.2006 21:24 Uhr:
.... wenn die Käufer die Mieten erhöhen - und die Mieter müssen dann Wohngeld beantragen... zahlt ja dann die Stadt Dresden... oder sehe ich das falsch...???
Genau das meinte ich. Da die Investoren mit einer Rendite von 20% bis 25% rechnen, sind Mietenerhöhungen ja förmlich zu erwarten. Und bei der herrschenden Wirtschaftslage kann sich solches nur zu einer neuen Belastung für die Stadt (Wohngeld) auswachsen.
Auch die städtische Woba hat in den letzten 10 Jahren die Mieten erhöht und wenn sie Eigentümerin bleiben würde, würden auchs sie die Mieten künftig erhöhen, angepasst an den sogenannten Mietspiegel.
Ich kann keine andere Situation für die zu erwartende Wohngeldbelastung erkennen.
Was die Renditeerwartung betrifft: der Leerstand kann eben nur durch Modernisierung des Wohnungsangebotes erfolgen. Immerhin sind 20 % der Wohnungen unbewohnt obwohl sie billig sind- keiner will sie haben, weil der gewohnte Luxus fehlt und die Stadt hat kein Geld zur Sanierung.
Man kann so und so denken - meistens zeigt erst die Zukunft ob es so richtig war.
hmmm, da hast du Recht Eumel.... es kann nur die Zukunft zeigen - aber die Vorurteile gegenüber Politiker sind nun mal vorhanden, da sie in der Vergangenheit so viel Mist gebaut haben - und der Steuerzahler - und Rentner muß diese Fehlentscheidungen zahlen.
Denn, die Rentenkassen sind ja leer, weil "weiß Gott" alles aus diesem Topf gezahlt wird - und leider... nicht nur die Renten, wie es eigentlich sein sollte.
Da gebe ich Dir recht Kerstin - Vorurteile gegenüber Politikern habe ich auch und letztlich ist die ganze Miesere, die jetzt innerhalb der Binnenpolitik passiert, auf der Fahnen aller Politiker zu schreiben, die in den letzten Jahrzehnten an der Macht waren. das kann man allen Coleurs zuordnen.
Ich wünsche Dresden und allen anderen Städten (einschl. Wien), die sich "ausverkaufen", dass sich der Schachzug langfristig als klug erweist. Allein, mir fehlt der Glaube.
Man verkauft etwas, das man braucht, und ist gezwungen, es bei Bedarf überteuert zu mieten. Kurzfristig gesehen ist das sicher eine Möglichkeit ein finanzielles Loch zu stopfen - langfristig gesehen ein Wahnsinn, denn es fallen ja künftig auch die Einnahmen aus diesen Objekten weg. Außerdem nimmt sich die Stadt ja auch die Möglichkeit der wirtschaftlichen und sozialen Gestaltung, denn die Investoren können über ihren Besitz frei verfügen. Und was ist, wenn sie keine Wohnungen mehr auf dem erworbenen Grund bauen, sondern ihn ganz anders verwerten? Wie befriedigt eine Stadt ohne Geld dann die solcherart entstehende Wohnungsnot?
Aber vielleicht sehe ich das ja zu dunkelgrau
Ditzi der Schnee hat vielleicht ein bisschen Dein Gemüt " verdunkelgraut" !!
Lass uns doch hoffen, dass es Verträge gibt, die alle Deine Bedenken zerstreuen. Doch wissen kann man als kleiner Mann ( Frau ) sowieso nicht, was da so hinter den Kulissen geschoben wird und selbst wenn wir uns mörderisch aufregen - helfen tut's nicht's - nur wir ärgern uns und haben damit für uns den Schaden.