Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch zur Generalaudienz geladen und dabei auch eine Gruppe italienischer Priester empfangen, die allesamt auch als Exorzisten tätig sind.
Dabei wurde offensichtlich, dass der Vatikan auch weiterhin an den im Kirchenrecht verankerten Praktiken des Exorzismus festhält. So ermutigte Benedikt XVI. die anwesenden Geistlichen dazu, ihrer Tätigkeit weiter nachzugehen - wenn auch unter der "wachsamen Aufmerksamkeit ihrer Bischöfe".
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Der Fall der rumänischen Nonne, die kürzlich während einer Teufelsaustreibung auf schreckliche Weise hingerichtet wurde, ist allen noch in Erinnerung. Es gibt aber noch viel mehr Fälle dieser Art (und nicht alle kommen ans Licht der Öffentlichkeit).
Beispiele:
In den USA stand 2004 ein Geistlicher vor Gericht, der ein achtjähriges Kind während einer Teufelsaustreibung getötet haben soll. Der 47-jährige Ray Hemphill aus Milwaukee hatte sich laut Anklageschrift in einer Kirche zwei Stunden lang quer über die Brust des an Autismus leidenden Buben gelegt und ihn dadurch erstickt, wie US-Medien berichteten.
Laut den Medienberichten litt der kleine Terrence Cottrell seit sechs Jahren an Autismus, hasste es, sich angreifen zu lassen, und war häufig nicht in der Lage, mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Die Mutter suchte schließlich Hilfe in ihrer religiösen Gemeinschaft, der "Kirche des Apostolischen Glaubens".
13 Mal versuchte daraufhin Hemphill, der vom Pastor der Gemeinde - seinem Bruder - mit der Teufelsaustreibung beauftragt war, das Kind zu "reinigen". Dieses starb, während seine Mutter und andere Gemeindemitglieder ihn auf dem Boden festhielten und Hemphill zwei Stunden lang Gebete in das Ohr des Kindes flüsterte.
Bereits 1976 hatte ein Exorzismusfall in Deutschland für Empörung gesorgt, als eine 23-jährige Studentin nach einer mehrmonatigen Teufelsaustreibung an Unterernährung starb. Zwei Priester und die Eltern mussten sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.
(Quelle orf)
Einerseits distanziert sich die Kirche in der Öffentlichkeit von den unmenschlichen Praktiken des Mittelalters wie Hexenverbrennungen und Gottesurteile, andererseits praktiziert sie genau solches weiter. Und da bekanntlich immer nur die Spitze des Eisberges zu sehen ist, möchte ich gar nicht wissen, was sich im Hintergrund des Kirchengeschehens wirklich alles tut.
Nach meinem Dafürhalten ist es ein unbegreiflicher und gefährlicher Rückschritt in die mittelalterlichen Verbrechen, dass der amtierende Papst den Exorzismus öffentlich lobt und fördert.