Ein besonders verbreiteter Frauenmissbrauch durch die Männer ist der, die Leistungen von Frauen sich selbst zuzusprechen und alles über den weiblichen Ursprung bestimmter Taten und Gedanken im Alltag und in der Geschichtsschreibung zu löschen.
Ein Paradebeispiel dafür sind die gestohlenen Ehrungen des Lech Walesa (Friedensnobelpreis und höchstes Staatsamt)....
Vor 25 Jahren wurde Solidarnosc gegründet - aber nicht von Lech Walesa, er sich zum Jubiläum überall feiern lässt - zwei Frauen haben Polens revolutionäre Gewerkschaft ins Leben gerufen, und die werden nicht einmal mehr erwähnt...! Ich finde das empörend!
Anna Walentynowicz begann in den Nachkriegsjahren als Schweißerin auf der Lenin-Werft in Danzig. Bereits 1953 machte sie Bekanntschaft mit den kommunistischen Machthabern, als sie sich darüber beklagte, daß Männer für die gleiche Leistung höher bezahlt wurden als Frauen. Sie wurde verhaftet und einem entwürdigenden Verhör unterzogen.
1968 kritisierte sie öffentlich die Korruption in den staatlichen Gewerkschaften und wurde entlassen. Sie erstritt ihre Wiedereinstellung und setzte sich in den siebziger Jahren für freie Gewerkschaften ein. Die Walentynowicz genoss wegen ihres unerschrockenen Einsatzes für die Rechte der Arbeiter den ungeteilten Respekt ihrer Kolleginnen und Kollegen. Von den staatlichen Organen jedoch wurde sie ständig schikaniert.
1980, als sie als Kranführerin auf der Lenin-Werft arbeitete, erkrankte sie und wurde in Abwesenheit entlassen. Dies löste einen Proteststreik der Kolleginnen und Kollegen aus, die ihre Wiedereinstellung und auch diejenige Lech Walesas, der ebenfalls entlassen worden war, forderten. Gleichzeitig kämpfte die Belegschaft für Lohnerhöhungen und die Errichtung eines Ehrenmals zur Erinnerung an die beim Dezemberstreik 1970 getöteten Arbeiter. Nach zwei Tagen gab die Werftleitung, auf Weisung der Warschauer Regierung, den Forderungen nach. Die Belegschaft wollte an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.
Nur die Walentynowicz und eine junge Krankenschwester, Alina Pienkowska, widersetzten sich dem Beschluss. Sie riefen den aufgebenden Frauen und Männern zu, die Wiederaufnahme der Arbeit sei ein Verrat an den Arbeiterinnen und Arbeitern anderer Betriebe, die Solidaritätsstreiks gewagt hätten und deren Forderungen nicht erfüllt worden wären. Nur deren mutige Unterstützung hätte die Werftleitung zum Einlenken gezwungen. Doch die erschöpften, nach der langen Werftbesetzung heimwärts strebenden Leute hörten nicht auf sie.
Da sprang Alina auf ein Blechfass und schrie der vom Werftgelände strebenden Menge zu: "Wir müssen die anderen in ihrem Streik unterstützen, weil sie uns auch unterstützt haben!"
Ein Arbeiter sagte: "Sie hat recht!" Ein anderer verriegelte das Tor. Alle kehrten in die Halle zurück und setzten den Streik fort. Aus den folgenden Verhandlungen wurde 1980 die Gewerkschaft Solidarnosc geboren.
Im Dezember 1981 rief die Regierung das Kriegsrecht aus. Die Walentynowicz organisierte den Widerstand auf der belagerten Werft und richtete vorsorglich eine Krankenstation ein. Als die ZOMO, die polnische Bereitschaftspolizei, frühmorgens das Werftgelände stürmte, konnte Anna zwar herausgeschmuggelt und in einer Privatwohnung versteckt werden. Die ZOMO spürte sie jedoch bald auf und verhaftete sie zusammen mit Alina und anderen Führern des Aufstandes.
Man sperrte sie für Jahre unter fürchterlichen Bedingungen in ein Männergefängnis ein und verbot ihr, nach ihrer Freilassung 1983, auf die Werft zurückzukehren. Sie tat es trotzdem heimlich, wurde wieder verhaftet und in die Gefängnispsychatrie eingewiesen. Anna Walentynowicz durfte ihre Arbeit in der Werft nicht wieder aufnehmen (Walesa schon); sie erhielt keine Rente und verlor ihren gesamten Besitz, während sie im Gefängnis saß (ihre Wohnung wurde leergeräumt). Männer übernahmen die Führung von Solidarnosc. Achselzuckend meinte Walentynowicz dazu: 'Männer sind das Sprachrohr in der Öffentlichkeit, sie haben Autorität und Macht. Sie brauchen das Gefühl, die ersten zu sein, und sie wollten es mit niemandem teilen.' Am Ende war sie arm und arbeitslos; Walesa wurde Präsident Polens.
Die Männer von Solidarnosc rissen nicht nur eine Gewerkschaft an sich, die eine Frau gegründet hatte, sondern stießen die Gründerin Anna Walentynowicz aus, zweifelten an ihrem Verstand (eine gängige Art, Frauen anzugreifen - siehe u.a. Camille Claudel ) und tilgten ihre Spuren in der Geschichtsschreibung. Und doch rebellierte diese unbeugsame Frau gegen Walesas Regierung: Sie gründete eine neue Arbeiterorganisation, die Unabhängige Gewerkschaft, und initiierte im März 1991 auf derselben Danziger Werft einen Streik um höhere Löhne und schnellere Privatisierung des Unternehmens.
Aus dem Internet (teilweise aus Marylin French's Buch: Der Krieg gegen die Frauen.)
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