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Dieses Thema hat 25 Antworten
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 Gedichte und Geschichten...
Seiten 1 | 2
Inge Offline

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Beiträge: 479

12.06.2005 12:10
Gedichte... Antworten
Ich habe zwei Augen, kostbar wie Diamanten,
einen Mund, um zu pfeifen,
und eine Gesundheit, die nicht zu bezahlen ist.
Ich habe genug.
Ich habe eine Sonne am Himmel.
Ich habe ein Dach überm Kopf. Ich habe zu tun.
Ich habe genug zu essen, und ich habe Menschen,
um sie zu lieben.
Ja, ich habe genug.

(Bosmans)

Uschi Offline

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Beiträge: 314

22.06.2005 11:45
Gedichte... Antworten
Joseph Freiherr von Eichendorff




Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.



Kerstin Offline

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Beiträge: 388

22.06.2005 13:15
Gedichte... Antworten
Blauer SCHMETTERLING...

Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Winde geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, verwehn.

Hermann Hesse

Kerstin Offline

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Beiträge: 388

23.06.2005 12:22
Gedichte... Antworten
Traum


Es ist immer derselbe Traum:
Ein rotblühender Kastanienbaum,
Ein Garten, voll von Sommerflor,
Einsam ein altes Haus davor.

Dort, wo der stille Garten liegt,
Hat meine Mutter mich gewiegt;
Vielleicht--- es ist so lange her---
Steht Garten, Haus und Baum nicht mehr.

Vielleicht geht jetzt ein Wiesenweg
Und Pflug und Egge drüber weg,
Von Heimat, Garten, Haus und Baum
Ist nichts geblieben als mein Traum.

hermann hesse


Uschi Offline

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Beiträge: 314

24.06.2005 11:54
Gedichte... Antworten

Juli


Klingt im Wind ein Wiegenlied,
Sonne warm herniedersieht,
Seine Ähren senkt das Korn,
Rote Beere schwillt am Dorn,
Schwer von Segen ist die Flur -
Junge Frau, was sinnst du nur?



Theodor Storm

Kerstin Offline

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Beiträge: 388

25.06.2005 20:18
Gedichte... Antworten
Du bist so schön und rein,
Wundervolles Mägdelein.
Deinem Dienste ganz allein
möcht ich wohl mein Leben weihn.

Deine süßen Äugelein
glänzen mild im Mondenschein:
helle Rosenlichter streun
Deine roten Wängelein.

Und aus deinem Mündchen klein
blinkt's hervor wie Perlenreihn
doch den schönsten Edelstein
hegt Dein stiller Busenschrein.

Fromme Minne mag es sein,
was mir drang ins Herz hinein
als ich weiland schaute dein
Wundervolles Mägdlein!

Heine

Uschi Offline

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Beiträge: 314

26.06.2005 12:01
Gedichte... Antworten



SOMMERMITTAG



Nun ist es still um Hof und Scheuer,
Und in der Mühle ruht der Stein;
Der Birnenbaum mit blanken Blättern
Steht regungslos im Sonnenschein.
Die Bienen summen so verschlafen;
Und in der offnen Bodenluk',
Benebelt von dem Duft des Heues,
Im grauen Röcklein nickt der Puk.

Der Müller schnarcht und das Gesinde,
Und nur die Tochter wacht im Haus;
Die lachet still und zieht sich heimlich
Fürsichtig die Pantoffeln aus.

Sie geht und weckt den Müllerburschen,
Der kaum den schweren Augen traut:
»Nun küsse mich, verliebter Junge;
Doch sauber, sauber! nicht zu laut.«


Theodor Storm




Uschi Offline

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Beiträge: 314

27.06.2005 09:34
Gedichte... Antworten


Morgens



Nun gib ein Morgenküßchen!
Du hast genug der Ruh;
Und setz dein zierlich Füßchen
Behende in den Schuh!
Nun schüttle von der Stirne
Der Träume blasse Spur!
Das goldene Gestirne
Erleuchtet längst die Flur.

Die Rosen in deinem Garten
Sprangen im Sonnenlicht;
Sie können kaum erwarten,
Daß deine Hand sie bricht.


Theodor Storm

Uschi Offline

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Beiträge: 314

29.06.2005 10:26
Gedichte... Antworten


Blumen


Dem Augenarzt von seinen Kranken

Sie kommen aus dem Schoß der Nacht;
Doch wären unten sie geblieben,
Wenn nicht das Licht mit seiner Macht
Hinauf ins Leben sie getrieben.

Holdselig aus der Erde bricht's
Und blüht nun über alle Schranken;
Du bist der Freund des holden Lichts;
Laß dir des Lichtes Kinder danken!


Theodor Storm

Uschi Offline

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Beiträge: 314

30.06.2005 09:37
Gedichte... Antworten


Meeresstrand



Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämmrung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein
Graues Geflügel huschet
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.

Ich höre des gärenden Schlammes
Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen -
So war es immer schon.

Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.

Theodor Storm

Uschi Offline

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Beiträge: 314

02.07.2005 13:57
Gedichte... Antworten


Roter Mond

Wenn am Abend
Wellen plätschern
weil der Ostwind
leise weht,
wenn die Dämm'rung
senkt sich nieder,
dann die Welt zur
Ruhe geht.

Rot siehst du den
Mond aufgehen,
steigt hervor aus
Meerestiefen
und ein Traum
beginnt zu
wandern,
Phantasie beginnt
zu fließen.

Jeder Schleier,
jede Wolke
birgt in sich
ein neues Bild
und im Rauschen
mit den Wellen
wird man wieder
wie ein Kind.


Otto Reinhards (*1911), deutscher Dichter

Uschi Offline

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Beiträge: 314

04.07.2005 09:54
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Allein

Es führen über die Erde Strassen und Wege viel,
Aber alle haben dasselbe Ziel,

Du kannst reiten und fahren, zu zweien und zu dreien...
Den letzten Schritt musst du gehen allein.

Drum ist kein Wissen, noch Können so gut,
Als dass man alles Schwere nicht alleine tut


Hermann Hesse

Uschi Offline

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Beiträge: 314

06.07.2005 09:07
Gedichte... Antworten


Voll Blüten


Voll Blüten steht der Pfirsichbaum,
Nicht jede wird zur Frucht,
Sie schwimmen hell wie Rosenschaum
Durch Blau und Wolkenflucht.

Wie Blüten gehn Gedanken auf,
Hundert an jedem Tag -
Lass blühen! Lass dem Ding den Lauf!
Frag nicht nach dem Ertrag!

Es muss auch Spiel und Unschuld sein
Und Blütenüberfluss,
Sonst wär die Welt uns viel zu klein
Und Leben kein Genuss.


Hermann Hesse

Uschi Offline

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Beiträge: 314

08.07.2005 11:29
Gedichte... Antworten

Diese grünen, friedevollen,
endelosen Sommerweiten,
drüber hell die Lerchen trillern
und die kleinen Wolken schwimmen,
unterm Hauch sich Blumen neigen,
Schaf und Kuh genüßlich weiden,
Frieden, Frieden um sich breiten.
Zeit, so bleibe stillestehn,
Augenblick, zur Ewigkeit dich dehn!


© Dr. Carl Peter Fröhling (*1933), deutscher Germanist, Philosoph und Aphoristiker

Uschi Offline

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Beiträge: 314

09.07.2005 13:51
Gedichte... Antworten


Anemonen

Sie sprießen licht aus Waldesnacht,
Ohne reichen Duft, ohne Farbenpracht,
Unter den großen, alten Bäumen,
Über das Moos wie flutend Träumen:
Wann der Wind vorüber streicht,
Neigen sie ihre Köpfchen leicht,
Aber wo die Sonne licht
Durch die Blätterkronen bricht,
Saugen sie all das goldige Scheinen
Sehnsuchtsvoll in den Kelch, den kleinen.
So blühen sie scheu, ohne Glanz und Pracht:
Die lichten Kinder der Waldesnacht.


Therese Dahn (1845 - 1929), geb. Therese von Droste-Hülshoff, deutsche Schriftstellerin, Nichte der Annette von Droste-Hülshoff, Ehefrau von Felix Dahn

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